Frühjahr bedeutet Allergiezeit - Allergische Rhinitis erkennen


Derzeit befinden wir uns noch immer in der Grippesaison sowie am Ende der SARS-CoV-2-Pandemie und der Frühling steht schon in voller Blüte (z.B. Haselnuss, schon ab Mitte Januar und ein Großteil der Frühblüher folgt noch). Mit anderen Worten, es ist ein perfekter Sturm von Faktoren, die einen zum Husten, Schniefen und Niesen bringen können. Die Überschneidungen zwischen den Symptomen dieser drei Erkrankungen kann zur Verwirrung darüber beitragen, wann und wofür ein Arzt aufgesucht werden sollte, insbesondere wenn es um einen Rhinovirus oder um Grippe (und noch SARS-CoV-2) geht, die zu Beginn nahezu identische Symptome aufweisen.

Bei der Allergischen Rhinitis (AR) handelt es sich um eine IgE-vermittelte Erkrankung. Meist leiden die Patienten an hartnäckigen Symptomen. Eine Rhinitis kann auch infektiöse oder andere Ursachen haben. Die Ähnlichkeit der Rhinitis-Symptome führt häufig zu Fehldiagnosen und falschen Therapieentscheidungen (Lit.: 1, 7). Vor diesem Hintergrund müssen die folgenden Fakten gesehen werden:

  • Die aktuelle Prävalenz von AR in Deutschland liegt bei über 20% (Lit.: 1). und gehört zu dieser Jahreszeit wieder in den besonderen Fokus, denn schon ab Mitte Januar 2023 hat beispielsweise die Haselnuss angefangen zu blühen.
  • 65 % der Patient:innen mit AR-Diagnose, die orale Antihistaminika einnehmen, haben keine IgE-vermittelte Allergie (Lit.: 3). Ein Drittel der Patient:innen mit AR entwickelt allergisches Asthma (Lit.: 2, 4, 5) 80 – 90 % der Asthmapatient:innen leiden unter einer AR (Lit.: 2, 5, 6). Bei Asthmatiker:innen könnte eine erfolgreiche Kontrolle der AR Krankenhausbesuche bis zu 50 % reduzieren. (Lit.: 5)
  • Nur 35,4 % der Patient:innen, die ein orales Antihistaminikum einnahmen und bei denen eine Allergie diagnostiziert wurde, wurden positiv im multiallergenspezifischen IgE-Test getestet, und nur 38% der Patient:innen, bei denen eine häufige Anwendung von Antihistaminika dokumentiert war und bei denen eine Allergie diagnostiziert wurde, fielen im multiallergenspezifischen IgE-Test positiv aus. Offenbar gibt es Patient:innen, die Medikamente gegen allergischen Schnupfen einnehmen, die aber nicht allergisch sind, was sowohl wirtschaftlich verschwenderisch als auch medizinisch nicht indiziert ist. Bei Patient:innen mit allergieähnlichen Symptomen, die häufig Antihistaminika anwenden, kann eine zusätzliche Untersuchung ratsam sein, um die klinische Diagnose einer Allergie zu unterstützen (Lit.: 3).

Mit Kenntnis der Allergieauslöser können Patient:innen die jeweiligen Allergene vermeiden und die Symptome kontrollieren (Lit.: 4, 6, 8, 17) Die spezifische IgE-Bluttests können helfen Allergieauslöser korrekt zu identifizieren. Im nächsten Schritt könnte eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT) nicht nur die Symptome lindern, sondern auch den Medikamentenverbrauch bei AR-Patientendurch die Entwicklung einer Toleranz verringern, somit wird auch das Asthma-Risiko reduziert. Bluttests können verschiedene Grade der Allergensensibilisierung nachweisen. Ein Allergie-Bluttest kann einem Gesundheitsdienstleister auch helfen, versteckte Risiken zu entdecken, wie z. B. allergische Reaktionen, die durch Kreuzreaktivität verursacht werden . Die Symptome können unterschiedliche Auslöser von Allergenen oder Proteinfamilien haben und erfordern daher maßgeschneiderte Behandlungsstrategien. 

Literatur: 1. Klimek L et al. ARIA guideline 2019: treatment of allergic rhinitis in the German healthcare System. Allergo J Int. 2019;28:255-76.2. Price. D et al. Clin Transl Allergy. 2015;5:39. 3. Szeinbach SL et al. J Manag Care Pharm. 2004;10(3):234-238. 4. Pfaar 0. et al. Guideline on allergen immunotherapy in IgE-mediated allergic diseases. Allergol Select. 2022; 6:167-232. 5. Bousquet J et al. Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma (ARIA) 2008 update (in collaboration with the World Health Organization. GA(2)LEN and AllerGen). Allergy. 2008;63 Suppl 86:8-160. 6. Buhl R et al. Guideline for the Diagnosis and Treatment of Asthma. Pneumologie. 2017;71 (12):849-919. 7. Roberts, G et al. Paediatric rhinitis: Position paper of the European Academy of Allergy and Clinical Immunology. Allergy. 2013; 68:1102-1116. 8. Eggleston PA. Immunol Allergy Clin North Am. 2003;23:533-47. 9. Wickman M. Allergy. 2005;60 (Suppl 79):14—8. 10. Duran-Tauleria E, et al. Allergy. 2004; 59 Suppl 78:35-41.11. Niggemann Bet al.PediatrAllergy Immunol. 2008;19:325-31.12. Fiocchi Aet al. Ann Allergy Asthma Immunol. 2004 Oct; 93(4):328—33.13. Halvorsen R. et al. Int J Pediatr. 2009; 460737.14. Paganelli R et al. Allergy. 1998; 53(8)763-8.15. Williams PB, et al. Ann Allergy Asthma Immunol. 2003 Jul; 91(1):26-33.16. Ciprandi G et al. Eur Ann Allergy Clin Immunol. 2008;40:77-83.17. Allen-Ramey F et al. J Am Board Farn Pract. 2005;18:434-9.

 


Hinweise zur IgE-Testung nach EBM

Die Erbringung und/oder Auftragserteilung zur Durchführung von spezifischen IgE-Tests setzt grundsätzlich das Vorliegen der Ergebnisse vorangegangener Haut- und/oder Provokationstests voraus. Der Haut- und/oder Provokationstest muss nicht im gleichen Quartal erfolgt sein, sondern kann auch in einem rationalen und nachvollziehbaren Vorzeitraum liegen.

Der primäre Nachweis von spezifischem IgE vor anderen diagnostischen Maßnahmen wie Hauttests ist bei den folgenden Patient:innen indiziert (It. Leitlinie (Renz H et al. In-vitro-Allergiediagnostik Leitlinie. Allergo J. 2010;19:110-28) und KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV): Online-EBM. Berlin. Stand 2020/4).

Patient:innen, bei denen der Hauttest schwierig durchzuführen ist, wegen

  • verminderter Belastbarkeit (Gravidität, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, vasomotorische Dysregulation)
  • Hautveränderungen im Testbereich
  • Vorliegen einer Urticaria factitia
  • weiterer Kontraindikationen zum Hauttest oder zu anderen diagnostischen Verfahren (Einnahme von Antihistaminika etc.)
  • Allergenen, die für die Hauttestung nicht verfügbar sind
  • des geringen Alters: Kinder bis zum vollendeten 6. Lebensjahr sind ausgenommen

Patient:innen, bei denen eine Gefährdung besteht durch

  • anaphylaktischen Schock
  • Verdacht auf hochgradige Sensibilisierung (Insektengift-Allergie, Arzneimittel-Allergie, insbesondere beta-Laktam-Antibiotika)
  • Einnahme von interferierenden Medikamenten wie Betablockern im Einzelfall

Probenentnahme

Venöse Blutprobe entnehmen (2,5 ml Vollblut /1ml Serum) und Anforderungsschein (den Sie im Materialversand des Labors auf Anfrage erhalten) ausfüllen.

In-vitro-Allergiediagnostik: Wie viele IgE-Tests können Sie anordnen?

Für gesetzlich Versicherte nach EBM pro Patienten und Quartal (Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV): Online-EBM. Berlin. Stand 2020/4):

  • 9 Allergene oder
  • 8 Allergene plus Gesamt-lgE
  • 15 Allergene für Kinder unter 6 Jahren (ohne Belastung des arztpraxisspezifischen Fallwerts mit Ausnahmekennziffer 32009)

Für privat Versicherte nach GOÄ (pro Blutentnahme – nach Hess R, Klakow-Franck R. Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), Deutscher Ärzteverlag. Stand Januar 2020):

  • 10 Allergene plus 4 Allergenmischungen plus Gesamt-lgE



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