Cumarin- und Cumarinderivat-Sensitivität
Analyse
Probenmaterial
EDTA-Blut - 1 ml
- Monovette mit EDTA
- Vacutainer mit EDTA
Methode
realtime PCR, Schmelzpunktanalyse; Nachweis von VKORC1 1173C>T, CYP2C9*2,
*3
Einverständniserklärung
Erforderlich
Bearbeitungsfrequenz
werktäglich (Mo - Fr)
Nachforderung
innerhalb von 5 Werktagen, nur wenn bereits separates Material für eine andere PCR vorliegt
Einflussgrössen
Werden gleichzeitig Medikamente eingenommen, die Inhibitoren oder
Induktoren von CYP2C9 sind, kann die benötigte Dosis an Antikoagulans
reduziert bzw. erhöht sein.
Die benötigte Dosis von oralen Antikoagulanzien wie Phenprocoumon
(Marcumar®) oder Warfarin (Coumadin®) ist individuell stark
unterschiedlich. So haben das Alter, Geschlecht, Body Mass Index und
Ernährung einen Einfluss auf die Dosis. Etwa 50 % der Unterschiede sind
genetisch bedingt.
Die Antikoagulanzien hemmen die Vitamin K-Reduktase (Vitamin
KReduktasekomplex Subunit 1; VKORC1) und verhindern damit das Recycling
von Vitamin K in der Leber. Unter Therapie entstehen inaktive Vitamin
K-abhängige Gerinnungsfaktoren. Für das VKORC1-Gen ist ein sehr häufiger
Polymorphismus beschrieben (1173C>T; Allelfrequenz 40% in der
kaukasischen Population), der mit einer verringerten Aktivität
einhergeht. Da bei der Konstellation VKORC1 1173T weniger Vitamin K zur
Verfügung steht, wird auch eine geringere Menge an Antikoagulans
benötigt. So benötigen homozygote Träger (1173TT) nur ungefähr die halbe
Dosis an Phenprocoumon oder Warfarin wie Patienten mit dem Genotyp
1173CC.
Der Abbau der Antikoagulanzien erfolgt hauptsächlich durch das Cytochrom
P450 2C9 (CYP2C9). In der kaukasischen Bevölkerung gibt es 2 Allele des
CYP2C9 Gens, die für eine geringere CYP2C9- Aktivität verantwortlich
sind (CYP2C9*2 und *3). Etwa 40 % der kaukasischen Bevölkerung besitzen
entweder eine oder zwei dieser Enzymvarianten. Das Wildtyp-Allel (volle
Funktionalität) wird mit *1 bezeichnet. Patienten mit defektem CYP2C9
benötigen aufgrund des langsameren Abbaus eine geringere Dosis des
Medikaments. Da CYP2C9 beim Abbau von Warfarin einen höheren Anteil hat
als beim Abbau von Phenprocoumon, ist der Effekt der *2-*3-Allele bei
Warfarin stärker ausgeprägt.
Marcumar®-Erhaltungsdosis in Tabletten (je 3 mg Phenprocoumon) pro Woche
bei Vorliegen verschiedener Kombinationen von VKORC1- und CYP2C9-Allelen*
MARCUMAR®-ERHALTUNGSDOSIS PRO WOCHE* BEI VORLIEGEN VERSCHIEDENER KOMBINATIONEN VON VKORC1- UND CYP2C9-ALLELEN*** |
|||
>CYP2C9 | C/C | VKORC1 C/T |
T/T |
---|---|---|---|
*1/*1 | 7 | 5 | 3.5 |
*1/*2 | 6 | 4.5 | 3 |
*1/*3 | 5.5 | 4.5 | 3 |
*2/*2 | 5 | 3.5 | 2.5 |
*2/*3 | 4.5 | 3.5 | 2.5 |
*3/*3 | 4.5 | 3.5 | 2.5 |
* in Tabletten je 3 mg Phenprocoumon | |||
COUMADIN®-ERHALTUNGSDOSIS PRO WOCHE**, *** | |||
>CYP2C9 | C/C | VKORC1 C/T |
T/T |
*1/*1 | 9.5 | 7 | 4 |
*1/*2 | 8 | 5.5 | 3.5 |
*1/*3 | 6.5 | 4.5 | 2.5 |
*2/*2 | 6.5 | 4.5 | 2.5 |
*2/*3 | 4.5 | 3.5 | 2 |
*3/*3 | 3 | 2 | 1.5 |
** in Tabletten je 5 mg Warfarin *** nach S. Stehle et al., ClinPharmacokinet 2008; 47:565-94 |
Die Genotypisierung kann die Überprüfung des Dosierungserfolgs mit Hilfe der Prothrombinzeit nicht ersetzen.
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