Rationale Labor Diagnostik bei Post-COVID/Long-COVID
am 12.07.2021 wurde die die neue S1-Leitlinie zu Post-COVID/Long-COVID veröffentlicht (siehe hier)
Dabei wird von den Autoren besonderer Wert darauf gelegt:
- Die Diagnose "Post-COVID/Long-COVID" beruht auf klinischen Symptomen und klinischen Befunden nach einer durchlittenen Infektion.
- Die Diagnose eines Post-/Long-COVID-Syndrom kann weder durch eine einzelne Laboruntersuchung, noch durch ein Panel an Laborwerten diagnostiziert bzw. objektiviert werden. Ebenso schließen normale Laborwerte ein Post-/Long-COVID-Syndrom nicht aus.
Bitte nutzen Sie also die zur Verfügung stehenden Laboruntersuchungen nur als Ergänzung zu Ihrer klinischen Einschätzung und bei entsprechenden klinischen Symptomen oder Verdacht.
Trotzdem werden in der S1-Leitlinie "Post-COVID/Long-COVID" eine Reihe von Laboruntersuchungen genannt, die unter der Prämisse dieser Aussagen sehr hilfreich für die Einstufung und den Schweregrad des "Post-COVID/Long-COVID"-Komplexes sein können.
Wir listen diese Untersuchungen im Folgenden themenbezogen auf:
Zweck | Untersuchung | Aussage |
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Nachweis der Infektion: |
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Blutbild |
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Akute-Phase-Proteine |
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Allgemeine Laborparameter |
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Nierenbeteiligung |
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Kardiale Beteiligung |
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Blutgerinnung |
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Immunologie |
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Darmbeteiligung |
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Chronic fatigue Syndrom |
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Nach unserem Dafürhalten sollte der Aufwand und die Intensität der Diagnostik unbedingt der Anamnese und dem klinischen Erscheinungsbild angepasst werden. Die Labordiagnostik sollte unbedingt symptombezogen und kostenbewusst erfolgen, ein Labor-Screening ohne Symptome ist bis auf Ausnahme der Routineparameter, nicht angebracht.
Auf Ihren Wunsch hin können wir Ihnen entsprechende Laborprofile der oben genannten Analyte einrichten.
Ein mögliches, der jeweiligen klinischen Situation angepasstes Vorgehen, zeigt die folgende Tabelle:
# | Klinische Situation | Mögliches Vorgehen |
---|---|---|
0° | Kein klinischer Verdacht |
Überprüfung des Impftiters |
1° | Verdacht auf Post-Covid-Erkrankung ohne bisherigen Nachweis der Infektion |
Überprüfung des Antikörpernachweises |
2° | Verdacht auf Post-Covid-Erkrankung nach durchlaufener Infektion ohne größere Klinik |
siehe 1° |
3° | Verdacht auf Post-Covid-Erkrankung nach stationärem Aufenthalt |
siehe 2° |
4° | Verdacht auf Post-Covid-Erkrankung nach Beatmung und weiteren invasive Maßnahmen |
siehe 3° |
Die entsprechende Erkrankung, die Organschäden und die Krankheitsfolgen, sollten zur Begründung der durchgeführten Diagnostik und der Einleitung therapeutischer und rehabilitativer Maßnahmen genau dokumentiert werden.
In erster Linie also das Post-COVID-Syndrom und direkt daraus ableitbare Organdiagnosen:
- U09.-! PACS Post-COVID-19-Zustand
- weitere spezifische Organdiagnosen
In zweiter Linie die Krankheitsfolgen des Post-COVID/Long-COVID-Komplexes:
- G93.3 Chronisches Müdigkeitssyndrom
- R06.0 Dyspnoe
- F06.7 Kognitive Störung
- F32. Depressive Störung
- F41. Angststörung
- F43 Anpassungsstörung
- R43.- Störungen des Geruchs- und Geschmackssinnes
- R51 Kopfschmerz
- G62.80 Critical-illness-Polyneuropathie
- R26.- Störungen des Ganges und der Mobilität
- R42 Schwindel
- R00.2 Palpitationen
- U50.- Motorische Funktionseinschränkung
- U51.- Kognitive Funktionseinschränkung
Wir hoffen, dass wir Sie mit dieser Handreichung im Bereich der "Post-COVID/Long-COVID"-Diagnostik unterstützen können und beraten Sie dazu fachlich gerne.
Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund!
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